Twisteden
In Twisteden wohnen auf 1.340 ha Fläche 2.568 Einwohnerinnen und Einwohner (Stand: 31.12.2023). Am Rande von Twisteden liegt die beliebte Bauernhofoase "Irrland". Das "Irrland" ist ein großer Familien- und Erlebnispark, besonders beliebt bei Kindern und Jugendlichen und das über die Grenzen von Kevelaer hinaus. Ursprünglich 1999 als Nebenerwerb eines Bauernhofs mit einem Maislabyrinth gegründet, hat sich der Park in den folgenden Jahren auf eine Fläche von 300.000 m² mit vielen Attraktionen ausgeweitet. Twisteden wurde 1998 beim Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Wappen
"Twisteden" heißt eigentlich "Zwei Stätten" - gemeint sind die beiden historischen Niederlassungen Heuvens und Huxen, aus denen sich die heutige Ortschaft einst bildete. Diese Zweiteilung findet ihren unter heraldischen Gesichtspunkten sehr einfachen symbolischen Ausdruck in der verwechselten Zweifarbigkeit des Wappenbildes: neun Kugeln sind im oberen Wappenfeld blau auf gelb, im unteren gelb auf blau angeordnet. Die neun Kugeln sind die Zeichen des heiligen Quirinus, des Schutzpatrons von Twisteden. Die Experten haben sich bereits darüber gestritten, wie der Heilige zu diesen Symbolen gelangt ist. Die derzeitig gültige These lautet: um 1500 gehörte Twisteden zum Besitz eines Neusser Klosters. Dort verehrte man den römischen Tribun und Heiligen Quirinus. In Stein gemeißelt schaut er vom dortigen Rathaus herab und zeigt auf seiner Lanzenfahne die mysteriösen neun Punkte. Von diesem Neusser Kloster wurden Twisteden im Jahre 1571 die Pfarrechte verliehen, seitdem ist Quirinus der Patron der Gemeinde. Nun ist die Stadt Neuss römischen Ursprungs und wurde seinerzeit Novesia genannt. Und dieser Name gab dem heiligen Quirinus seine Kugeln mit auf den Weg: das lateinische Wort für neun ist novem und die ersten vier Buchstaben sind die gleichen wie im Stadtnamen Novesia.
Geschichte
In Twisteden deuten gefundene Hünengräber auf eine weit zurückreichende Besiedelung hin. Die älteste noch vorhandene Quelle, in welcher die Bauernschaft Twisteden erwähnt wird, stammt aus dem Spätmittelalter. Durch die Landmeisterrechnung des Herzogtums Geldern von 1342/43, eine Aufzeichnung über Einnahmen und Ausgaben, wird überliefert, dass sich der damalige Herzog Reinald II. kurz in Twisteden aufgehalten habe. Im Jahre 1342, am Samstag nach Karneval, habe er mit seinem Reitertross in Twisteden Station gemacht um auf seinem Wagen sein Mittagessen zu sich zu nehmen. Er habe danach armen Leuten, bei denen er die Pferde untergestellt hatte, aus Dankbarkeit für die ihm gewährte Gastfreundschaft insgesamt 12 Schillinge gegeben. Ein Entwässerungsgraben "Heerenvoere", heute als „Spanische Ley" bzw. „Veensche Ley" bezeichnet, bildete bereits vor 1342 die Grenze zwischen Walbeck und Twisteden. Der Graben war vor der Franzosenzeit auch die Grenze zwischen den Herzogtümern Geldern und Kleve. Nach den Aufzeichnungen des Landvermessers Buyx muss an eben diesem Graben im Bereich vom „Wember Dyk" eine Gerichtsstätte mit einem Galgen gewesen sein um den sich zudem einige Legenden ranken.
Mitten im Dorf Twisteden, am Gerberweg, wurde 1471 die Pfarrkirche St. Quirinus errichtet; vorher muss dort eine kleine Kapelle existiert haben. Bis ins letzte Drittel des 16. Jahrhunderts gehörten das Kirchspiel Twisteden und Kleinkevelaer zur Mutterpfarre Walbeck. Im Jahre 1667 zählte die Kirche mittlerweile 209 Personen, die die heilige Kommunion empfingen. Die „alte Kirche" wurde im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts um das Doppelte vergrößert. Im Spätsommer des Jahres 1763 brannten in Twisteden mutmaßlich durch Selbstentzündung neun von insgesamt 52 Höfen nieder.
Im 19. Jahrhundert wuchs der Bedarf nach Kohle ständig an, und im Ruhrgebiet begann der großräumige Abbau. Um die Jahrhundertwende kam es auch in Twisteden zu sogenannten Erkundungsbohrungen bzw. Mutungsbohrungen, die sogar auf Steinkohle stießen. Das Projekt wurde jedoch nicht durchgeführt, weil der Aufwand zum Abbau der Steinkohle zu groß war. Hingegen hielten sich der Abbau und Verhüttung von Raseneisenerz in den Brüchen um Twisteden seit der Eisenzeit bis ins 19. Jahrhundert. Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtete hölzerne Bockwindmühle brannte 1860 ab und wurde durch eine massive Windmühle aus Stein „die van den Braaksche Windmühle" ersetzt. Im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde für die inzwischen stark angewachsene Gemeinde Twisteden - nach einer Zählung von 1919 waren 115 Häuser bewohnt - eine neue Kirche an der Dorfstraße gebaut, die 1925eingeweiht wurde. Die vorherige Kirche dient heute als Friedhofskapelle.
Die seit der Gründung des Kreises Geldern (1816) selbstständige Gemeinde Twisteden (Amt Kevelaer) wurde 1969 in die Stadt Kevelaer eingemeindet. Beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden", heute zu „Unser Dorf hat Zukunft" umbenannt, gewann Twisteden 1998 die Bundes-Goldplakette.