Lichtinstallation als Mahnung
Anlässlich des Gedenktages an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Völkermordes wird das Rathaus der Wallfahrtsstadt Kevelaer in den Abendstunden (17 bis 22 Uhr) mit dem Schriftzug „Niemals wieder“ angestrahlt. Diese Worte sollen ein sichtbares Zeichen setzen, aus den Gräueltaten des Nationalsozialismus zu lernen und Ähnliches für alle Zeiten zu verhindern. Die Bürgerinnen und Bürger werden auffordert, innezuhalten und sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden, aus der Geschichte zu lernen.
Einzelschicksale aus Kevelaer
In Vorbereitung auf den Gedenktag hat Stadtarchivar Till Bodden einen Fachaufsatz über die Opfer der NS-Zeit in Kevelaer recherchiert und verfasst. Der Beitrag widmet sich Einzelschicksalen von Betroffenen aus unserer Stadt. Zum Beispiel Maria Wackers, Anna Boland und Margaretha Hejmanns. Alle drei wurden zwischen 1941 und 1945, wegen angeblicher geistiger Krankheit, zur „Heilung“ in verschiedene Anstalten eingewiesen und dort durch die Nationalsozialisten ermordet. Für sie wurden auf Kevelaerer Stadtgebiet bereits drei Stolpersteine verlegt. Till Bodden gibt in seinem Aufsatz aber auch Einblicke in das Schicksal verschiedener Menschen aus Kevelaer, wie sie ihr eigenes Schicksal schildern, als sie nach dem Krieg beim Amt um Entschädigung für die NS-Zeit ersuchten. „Leider ist die Überlieferung für Akten aus der Zeit des Dritten Reiches in Kevelaer nur sehr lückenhaft. Trotzdem wissen wir, dass es auch in unserer Stadt sowohl Menschen gab, die aktiv an den Untaten des Nationalsozialismus teilnahmen, als auch solche, die darunter leiden mussten. An die Geschichten von letzteren wollen wir jetzt einmal mehr erinnern, indem wir die Selbstzeugnisse von betroffenen Verfolgten wiedergeben - von Menschen, die aus willkürlichsten Gründen aus ihrem Leben gerissen wurden," erklärt der Stadtarchivar.
Die aufgeführten Schicksale machen betroffen und regen auch grundsätzlich zum Nachdenken über die Folgen von Diskriminierung, Verfolgung und menschenverachtendem Handeln an. „Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus ist eine Mahnung an uns alle“, betont Bürgermeister Dr. Dominik Pichler. „In einer Zeit, in der Antisemitismus, Rassismus und Hass wieder verstärkt auftreten, ist ein klares Bekenntnis zu Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie wichtiger denn je. Es ist unsere Pflicht, dass solche Gräueltaten nie wieder geschehen“.
Der Fachaufsatz des Stadtarchivars Till Bodden kann hier nachgelesen werden.
Erinnerungskultur als Verpflichtung
Am 27. Januar 2025 jährt sich zum 80. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Dieser Tag, der 1996 von Bundespräsident Roman Herzog zum Tag des Gedenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Völkermordes ausgerufen wurde, mahnt uns, die Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Zeit wach zu halten. Seit 2005 ist der 27. Januar von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust anerkannt.
Die Wallfahrtsstadt Kevelaer möchte mit dem Gedenktag nicht nur der Opfer gedenken, sondern alle Bürgerinnen und Bürger dazu anregen, sich mit den historischen Ereignissen auseinanderzusetzen. Der 27. Januar soll daran erinnern, dass es an uns allen liegt, dafür Sorge zu tragen, dass diese Zeiten nie wieder zurückkehren.
Ein Dank gilt dem Technik-Team des Konzert- und Bühnenhauses, welches die Lichtinstallation am Rathaus vorbereitet und umsetzt.